Donnerstag, 5. Oktober 2017

Dinge, die die Welt (nicht) braucht? - Der Videoassistent - Ein Kommentar

Seit dieser Bundesligasaison gibt es neben dem normalen Schiedsrichter und seinen Assistenten auf dem Platz noch einen sogenannten Videoassistenten. Dieser steht nicht auf dem Platz, sondern schaut sich das Spiel in einem Studio an, in dem er die Kameraaufnahmen sieht und sich umstrittene Situationen mehrmals ansehen kann.
Er soll bei eindeutigen Fehlentscheidungen wie Toren, Elfmetern, Roten Karten oder Spielerverwechselungen eingreifen. Grund dieser Erneuerung ist natürlich klar: der zusätzliche Videoschiedsrichter soll klare Fehlentscheidungen des Schiedsrichters korrigieren und so für einen fairen Spielverlauf sorgen. Damit soll er den normalen Schiedsrichter aber nur in Extremsituationen unterstützen, sich aber ansonsten im Hintergrund halten, um den Spielverlauf nicht unnötig zu unterbrechen.
Schon vor der Einführung des Videoschiedsrichters wurden dessen Notwendigkeit und Funktion genauestens diskutiert. Dabei fielen viele der Argumente eher negativ aus. Auch ich s stand dem Ganzen anfangs kritisch gegenüber. Jetzt, nach einigen Spieltagen, möchte ich ein erstes Fazit ziehen:
Noch immer sehe ich den Videoassistenten kritisch. Zwar verstehe ich seine Funktionen und kann die Hoffnungen, die in ihn gesetzt werden, nachvollziehen, aber dennoch hat gerade der 4. Spieltag gezeigt, dass es auch mit dem Videoassistenten Fehlentscheidungen gibt. Diese wird es auch immer geben, was zum einen daran liegt, dass niemand alles sehen kann und auch Videoschiedsrichter Dinge übersehen und zum anderen, dass man Situationen immer aus verschiedenen Perspektiven sehen kann. Während für die einen eine Entscheidung nachvollziehbar ist, ist es für die anderen ein klarer Regelverstoß. Fußball ist subjektiv und daran wird auch der Videoassistent nichts ändern!
Ein weiterer Punkt, der mich stört, ist, dass nun der Fokus viel zu sehr auf die Entscheidungen des Videoschiedsrichters gelegt wird. So steht momentan nicht mehr der Fußball im Vordergrund, s sondern vielmehr der Videoassistent. Es wurde in den letzten Wochen wenig bis gar nicht über die Taktiken, die Aufstellungen oder die Spielzüge diskutiert, sondern immer bloß über den Videoschiedsrichter. Und war es nicht eigentlich das Ziel des zusätzlichen Schiedsrichters, dass durch seine Präsenz der Sport mehr in den Vordergrund rückt?
Außerdem: Klar, es ist schade, wenn ein Schiedsrichter Fehlentscheidungen trifft und damit eventuell den Spielverlauf entscheidend beeinflusst, aber das gehört doch einfach zum Sport dazu! Fußball lebt aus der Zuschauerperspektive heraus doch von der Leidenschaft und den Emotionen, die hochkommen, wenn man natürlich alles besser weiß als der Schiri und den Besserwisser heraushängen lassen kann. Wenn es jetzt noch jemanden gibt, der den Schiedsrichter und seine Entscheidungen überwacht, kann ich nicht mehr entspannt auf dem Sofa mit meinen Chips sitzen und so tun, als wäre ich diejenige, die alles besser wüsste.

Lotta

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